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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Olivenernte
8.Dezember 2010 - Olivenbeat
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Es
fällt mir nicht leicht, jede Woche etwas Neues über das Leben auf einer
Insel zu schreiben, wo eigentlich nicht wirklich viel passiert, sich die
Highlights, wie Feste und Ernten, alljährlich und unverändert
wiederholen. Derzeit brummt es auf Lesvos wieder nur so vor emsiger
Betriebsamkeit: Die Olivenernte ist in vollem Gange, was mit sich
bringt, dass, immer wenn man jemanden besucht, zum Abschied eine große
Flasche neues Olivenöl als Gastgeschenk überreicht bekommt. Öl, frisch
und direkt aus der Presse, so herrlich anzusehen, dass man direkt ein
Gläschen davon trinken möchte, und dann erst dieses betörende Aroma: Es
duftet nach Gras, nach Früchten, nach Sommer und Winter. Ich kann
verstehen, dass diejenigen, die ihre Ölerträge von der Olivenpresse
abholen, diese unverzüglich probieren.
Unmittelbar nach der Pressung, kriegt man die Information bezüglich der
erzielten Qualität, die stark davon abhängt, was, aber auch wie schnell
man die Früchte zur Verarbeitung gebracht hat. In manchen Hainen liegen
die Netze wochenlang unter den Bäumen ausgebreitet, und dann gibt es
diejenigen, die sich die Arbeit insofern erleichtern, als dass sie die
heruntergefallenen Oliven nicht vor dem Schlagen aufsammeln, sonder
einfach mit denen aus der richtigen Ernte mischen. Fazit: Quantität auf
Kosten der Qualität! Die Chance auf ein gutes Öl ist höher, wenn man
zunächst die natürlich abgefallenen Früchte aus den Netzen klaubt, sie
zur Presse bringt, obwohl der Ertrag dann ein Öl minderer Qualität oder
gar eines zur industriellen Verwendung ist.
Sich rechtzeitig um Erntehelfer (meist sind das Freunde und
Familienmitglieder) gekümmert und mit ihnen abgesprochen zu haben, ist
ebenfalls ausschlaggebend für den Erfolg. Fragt man zu spät an, kann es
passieren, dass man als Letzter auf der Liste steht und die gefüllten
Säcke bei der Presse in der Warteschlange hinten anliegen. Vergeht
jedoch zuviel Zeit zwischen Ernte und Pressung, erhöht sich der
Säuregrad der Oliven: Je niedriger er ist, umso besser wird das Öl. Man
sollte also sicherstellen, dass die Pressung am gleichen Tag der Ernte
erfolgt.
Aber trotz alledem muss ich sagen, das selbst das Öl, dass tagelang auf
die Pressung warten musste und ein Sammelsurium aus alten und frischen
Oliven ist, immer noch gesünder und wertvoller ist, als das, was man im
Supermarkt kaufen kann (meist gemischt).
Ein
weiterer Grund für einen Qualitätsunterschied liegt im Reifegrad: Die
Olive ist zunächst grün und färbt sich dann dunkelviolett bis schwarz.
So schwört manch einer auf den Geschmack des Öls, aus Früchten, die noch
größtenteils grün sind - also unreif eigentlich -, wie es in Italien und
Griechenland hergestellt wird. Die Spanier warten, bis die Oliven
schwarz sind, und in Marokko verarbeitet man sie noch „schwärzer“, denn
dort lagert man sie vorher noch eine zeitlang in Fässern, bis sie schon
fast eine tiefrote Färbung angenommen haben. Nun, eben eine Frage des
Geschmacks und nicht allein der Qualität.
Es
gibt da noch einen Faktor für den Zeitpunkt der Ernte: Ist es in den
Niederlanden und auch anderen Ländern ganz normal, dass die alltäglichen
Pflichten unbeeinflusst vom Wetter bleiben, denn ob’s regnet, schneit,
vereist oder neblig ist, morgens geht man durch die Tür, um – ungeachtet
jeglicher Gefahren und Unannehmlichkeiten – zum Job zu kommen. Nicht so
hier: Regnet es, werden keine Oliven geerntet. Nicht, weil die Griechen
Angst vor nassen Füssen haben, sondern weil eine Ernte im Regen, die
Qualität mindern soll.
Tja, Sie sehen, das Ernten von Oliven ist eine Kunst..., zwar nicht
allzu kompliziert, aber doch ist dabei das eine und andere zu beachten.
Ein jedes Jahr werden, auch wenn die letzten Touristen, die Insel noch
nicht verlassen haben, die Netze unter den Bäumen ausgelegt, und dann
drehen sich Gedanken und Gespräche um die bevorstehende Ernte. Ich bin
ein Fan dieser Zeit, auch wenn ich ständig über die Auslegware stolpere
und Mühe habe, nicht auf die darauf liegenden Oliven zu treten.
Beschwert sind die Netze meist mit großen Steinen, damit sie nicht von
den starken Herbststürmen hinweggeweht werden. Sind Sie jedoch Besitzer
eines steinlosen Olivenhains, muss man Kreativität entwickeln. So sah
ich kürzlich ein Feld, wo fröhlich kunterbunte Plastiktüten, gefüllt mit
Erde, die Netze auf dem Boden halten sollen und ein weiteres, wo man
sich ausschließlich für Tüten in knallrosa entschieden hatte und es
dadurch schon fast ein Kunstprojekt darstellte. Sowieso ist heutzutage
manch ein Hain farbiger als früher, wo ein jegliches Feld mit schwarzen
Kunststoff-Gitternetzen ausgelegt, die Landschaft mit einem
faszinierenden Glanz überzog. Aber inzwischen sieht man Plastiknetze in
hellgrün und fluoreszierendem Orange! Diese Farben gehören, meiner
Meinung nach, verboten: Sie stehen nicht im Einklang mit der Natur und
schmerzen in den Augen. Bleiben die Netze dann auch noch Monate liegen,
kann man sich schon grün (und orange ) ärgern...
Ich
habe keine Olivenbäume, und mir bleibt daher auch die alljährliche
Arbeit und Sorge erspart. Gerne helfe ich jedoch Freunden bei der Ernte,
denn dann ist es ein abwechslungsreicher geselliger Zeitvertreib, zumal
ich ja erst vor ein paar Jahren damit angefangen habe. Aber wenn man
selbst Eigentümer von hunderten von Ölbäumen ist oder, seit frühester
Jugend an, ein jedes Jahr wieder seinen Eltern beim Einholen der Früchte
helfen muss, kann ich mir schon vorstellen, dass man Alpträume vor der
bevorstehenden Ernte bekommen kann.
Aber lesen Sie selbst
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