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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Die Ausgrabungen bei Thermi
15.Juni 2010 - Russische Amazonen
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Einst schrieb Homer, dass die Insel Lesvos nach dem Schwiegersohn des
mythischen Königs Makaras benannt wurde. Während seiner Herrschaft
entstanden 5 Städte, denen er die Namen seiner Töchter gab: Mytilini,
Methimna (Molyvos), Issa, Antissa und Arisvi. Seine 4 Söhne hießen
Eressos, Kidroleos, Neandros und Leukippos. Bis heute blieben einige
mythologische Ortsnamen auf der Insel erhalten. Bei Mytilini jedoch
streiten sich die Gelehrten, da einige von ihnen davon ausgehen, dass
die heutige Hauptstadt von der Herrscherin Myrina erbaut worden sei, die
neben vielen Inseln auch Lesvos eroberte und Mytilini nach ihrer
Schwester benannte. Myrina war eine von den Königinnen, die über
weibliche Kriegerinnen, Amazonen genannt, herrschten. Die Meinungen
laufen bzgl. der Heimat dieser ruhmreichen Frauen auseinander,
größtenteils geht man jedoch davon aus, dass sie vom Schwarzen Meer
kamen und von dort in südlicher Richtung aufbrachen, um die Welt zu
erobern. Von Myrina berichtet man, dass sie ein Heer von dreißigtausend
Fußsoldaten auf die Beine gestellt haben soll und mit diesem Syrien,
Libyen und Ägypten eroberte. Danach sollte es weiter nach Asien gehen.
Mytilini war die Amazone, die auf dem Seeweg kämpfte und versuchte,
Griechenland vom Ägäischen Meer her zu erobern. Auf ihrem Weg Richtung
Süden gründeten die Kriegerinnen verschiedene Städte, darunter Myrina
(Hauptstadt von Lemnos)und Mytilini, sowie in der heutigen Türkei Cymne
(heute Namurt), Smyrna (heute Izmir), Ephesus und Cyrene in Lybien.
Natürlich ist es schwierig, die Aufzeichnungen der alten Schreiber zu
interpretieren: Was ist wahr, was ist pure Phantasie? Dachte man früher
die Geschichten über Troja wären von großartigen Köpfen ersonnen, so
brachten archäologische Funde mit der Zeit ans Licht, dass die
Belagerung der Stadt, wie sie so z.B. herrlich in Homers Ilias
beschrieben wird, tatsächlich stattgefunden hat.
Auch die Amazonen sah man, gleich den Helden, die im Trojanischen Krieg
kämpften, als mythische Wesen. Aber es berichteten so viele antike
Autoren, wie Herodot, Homer und Pausanias, über ihre tapferen
Waffenkämpfe, und auch hier geben Ausgrabungen immer mehr Hinweise
darauf, dass es die Kriegerinnen wohl wirklich gab. In Griechenland
werden immer mehr Gräber freigelegt, in denen sich die Überreste
weiblicher Soldaten befinden und auch in der heutigen Ukraine, wo früher
die Amazonen gelebt haben sollen, wurden Ruhestätte von Kriegerinnen
gefunden. Die Internetseite
Amazon Research Network
versucht, alle Informationen bzgl. der Amazonen zu bündeln und ihre
Besucher davon zu überzeugen, dass es nicht nur Sagengestalten sind. Ich
habe durch die Seite erfahren, dass Wissenschaftler davon ausgehen, dass
die Kriegerinnen auf Lesvos und der Nachbarinsel Limnos gelebt haben
sollen. Beweisen sollen dies Ausgrabungen bei Thermi auf Lesvos und
Myrina und Poliochni auf Limnos. Drei Städte, die sich ähneln, und in
denen man auf Artefakte stieß, die Hinweise darauf geben, dass weibliche
Krieger dort ansässig waren.
Vielleicht ist Lesvos ja wirklich Namensgeberin der Lesben, aber auch
die Insel Limnos hat ihren Platz in der Geschichte der Frauen:
Aphrodite, die Göttin der Liebe, sah sich und ihre Heiligtümer durch die
Bewohnerinnen der Insel vernachlässigt und strafte sie deshalb mit
Mundgeruch, so dass ihre Männer nicht mehr das Bett mit ihnen teilen
mochten und sich nach Thrakien zum Festland aufmachten, um sich dort mit
Sklavinnen zu vergnügen. Die darüber erbosten Gattinnen ermordeten
daraufhin in nur einer Nacht alle männlichen Einwohner, ja, selbst die
Kinder. So kam es dann, dass Jason und seine Argonauten, bei ihrer Suche
nach dem „Goldenen Vlies“, auf Limnos nur Frauen antrafen, die ihnen
nicht nur einen überaus liebevollen Empfang bescherten, sondern auch
anboten, mit ihnen ihr Nachtlager zu teilen.
Noch hat niemand eine Verbindung zwischen den Frauen von Limnos und den
Amazonen hergestellt, aber Fakt ist doch, dass beide Gruppen begierig
waren, wann immer sich die Möglichkeit ergab, die Männer in ihre Betten
zu locken: Eine Frage des Überlebens und der Fortpflanzung!
Heutzutage ist es genau andersherum: Sowohl auf Lesvos, als auch auf
Limnos ist Frauenmangel angesagt, was daran liegt, dass die meisten
Männer in der Landwirtschaft beschäftigt ist, wo es für die weibliche
Bevölkerung nur wenige Arbeitsplätze gibt. Die Folge ist, dass die
Frauen die Inseln verlassen, mit der Hoffnung auf dem Festland mehr
Möglichkeiten zu finden, um ein befriedigendes modernes Leben führen zu
können.
Die
erfolgreiche deutsche Sendung „Bauer sucht Frau“ gibt es auch in der
griechischen Version, die jedoch nur eine handvoll Landwirte, verteilt
über das ganze Land, an die Frau bringt. Also, auch keine Lösung, was
Limnos auf eine andere Idee brachte: Warum nicht eine Gruppe Russinnen
auf die Insel bringen? Das Internet ist schließlich voll von Anzeigen
verzweifelter russischer Frauen, die sich anbieten, und manch einer ist
es ja auch schon gelungen, ihr Leben in Elend hinter sich zu lassen, um
zukünftig auf einer sonnigen Insel, wie z.B. Lesvos, zu leben. Hier gibt
es inzwischen schon mehr als einen Mann, der sich für eine Russin, die
er in einem Bordell oder einer sonstigen schummrigen Einrichtung kennen
gelernt hat, von seiner griechischen Ehefrau getrennt hat. Einer
sinnlichen russischen Frau, die alles dafür tut, um ihr Leben zu
verbessern, scheint ein Grieche nicht widerstehen zu können.
Auf
Limnos habe sich also nun so um die 70 Mann zusammengeschlossen, um
Frauen auf die Insel zu holen. Tja, und sie haben sogar 40 russische
Landsmänninnen gefunden, die daran interessiert sind, das Leben eines
griechischen Bauern zu teilen. Aber, es gibt da ein Problem: Sie finden
keinen Reiseveranstalter, der bereit ist, diese Frauengruppe nach Limnos
zu bringen. Und nun?
Oh,
oh, ich bin so gespannt, was passiert, wenn es den Damen doch gelingt,
auf die Insel zu gelangen... Wie werden die Frauen von Limnos reagieren?
Werden sie ihre Eifersucht und Wut im Zaum halten können, wenn die
russischen Amazonen kommen und ihre Männer und Söhne umgarnen?
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