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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Gegrillte
Sardinen
10.August 2010 - Wer mag
Sardinen?
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Zwischen Mai
und Juli, findet vor der Küste von Südafrika ein gigantisches
Naturschauspiel statt: Millionen von Sardinen finden sich zu dieser Zeit
dort ein, um gemeinsam gegen den Agulhas-Strom Richtung Norden in ihre
Laichgebiete bis nach Mosambik zu ziehen. Dieses einmalige Phänomen
erstreckt sich über tausende von Kilometern entlang der südafrikanischen
Küste. Die Show beginnt bei den Agulhas-Banks, dort, wo der warme
Golfstrom vom Indischen Ozean die kalte Strömung des Atlantischen Ozeans
umarmt. Nur verhältnismäßig wenige der Sardinen erreichen ihr Ziel, denn
die Versammlung von so vielen silbernen Fischchen bleibt nicht
unbemerkt: Hunderte von Delfinen, Haien, Seelöwen, Walen und Seevögeln
lassen sich dieses Festmahl nicht entgehen und sorgen für einen
spektakulären Begleitkorso des riesigen Schwarms, der Ausmaße von 7 km
Länge, 1,5 km Breite und 30 Metern Tiefe erreichen kann.
Es gibt
Jahre, in denen dieses Naturereignis ausbleibt, aber wenn der Beginn der
Sardinen-Reise wahrgenommen wird, dann zieht es zahlreiche
Zuschauer an die Strände der südafrikanischen Küste, die sich von dem
Sardinenfestival begeistern und sich nicht entgehen lassen wollen, wie
so viele übermütige Delfine und angsteinflößende Haifischflossen durchs
Wasser flitzen.
Aber die
atemberaubendsten Darbietungen bei diesem Spektakel liefern die
Wasservögel, wie Kormorane und Möwen, die aus höchster Höhe pfeilschnell
und doch elegant ins Wasser schießen und bis zu 20 Meter tief tauchen,
um vom reichlich gedeckten Tisch zu nehmen.
Skala
Kallonis, ist der Ort auf Lesvos, der in ganz Griechenland bekannt ist
für seine Sardinen, aber eine solche Sardinenwanderung gibt es dort
nicht, was mich auch nicht wirklich betrübt, denn ansonsten würde das ja
auch zugleich Haie anziehen, und ich könnte mich in den Gewässern hier
rund um die Insel nicht mehr sicher fühlen. Man sagt zwar, dass auch
einige von diesen Raubfischen hier in der Ägäis herum schwimmen, aber
weitab vom Ufer, und außerdem seien es nicht die von der gefährlichen
Sorte.
Delphine
kann man aber regelmäßig von der Insel aus beobachten, aber wie auch bei
der Sardinenwanderung zu beobachten, sind sie nicht die besten Freunde
dieser Fische. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg tobte in Südfrankreich, und
zwar in dem Fischerdorf Collioure sogar ein regelrechter Krieg zwischen
den örtlichen Sardinenfischern und den Delphinen. Grund dafür war, dass
die verspielten und so beliebten Meeressäuger unbedarft in die
ausgelegten Netze schwammen und diese zerstört zurückließen, nachdem sie
den Fang verspeist hatten. Mit Hilfe von Kriegsschiffen und
Maschinengewehren (!) wehrten sich die Fischer gegen die Räuber. Nach
dem Krieg wurden Netze aus Nylon eingeführt, womit sich das Problem von
selbst erledigte, denn Sardinen aus Kunststoffnetzen stehlen, das war
alsdann nicht mehr so einfach.
Für die
Griechen ist der Delphin immer noch eine mythische Erscheinung, und ich
bin mir sicher, dass die griechischen Fischer, auch früher, als noch
Hungersnot herrschte, ihre Finger von ihm ließen: Das Töten eines
Delphins bedeutete Unglück, und noch heute ist es ein schlechtes Omen,
wenn ein solches Tier sich versehentlich in einem Netz verfängt.
Letzte Woche
sah ich, wie das Wasser in der hohe See aufspritzte, und ich dachte
sofort, dass sich dort Delphine tummeln. Schnell ergriff ich das
Fernglas, und was sah ich? Große silbrige Fische, die aus dem Wasser
sprangen: Thunfische! Es sah so aus, als ob auch diese einem Schwarm
kleinerer Fische folgten, denn die Thunfische hatten dermaßen Spaß, dass
sie Pirouetten drehten und fröhlich in die Luft sprangen.
In Skala
Kallonis findet übriges alljährlich ein Sardinenfestival statt. Letztes
Wochenende war es mal wieder soweit. Ich bezweifele zwar, dass, anders
als in Südafrika, Millionen von Sardinen in den Mägen der Besucher
verschwunden sind, aber es werden so zehntausend gewesen sein, so viel,
wie ein Wal auf seinem Besuch beim Südafrika-Spektakel mit einem Biss
verschlingt. Auch die Kultur kam wieder nicht zu kurz, und statt des
anmutigen Balletts der Meerestiere, wurde das Sardinenessen in Kalloni
begleitet von Musik, traditionellen Tänzen und jeder Menge Ouzo. Ohne
Frage, begeisterte das 2-tägige Festival seine zahlreichen Besucher.
Während der
Sommermonate sind die fangfrischen Sardinen aus dem Golf von Kalloni in
großen Mengen zu bekommen. Verzehrt werden sie gegrillt, gebraten oder
gesalzen, gewürzt mit Öl und Zitrone („sardelles pastes“). Zu anderen
Jahreszeiten muss man sich mit eingelegten Dosensardinen begnügen, aber
trotz alledem sollten Sie wissen, dass diese in Salz eingelegten
berühmten Fischchen aus Kalloni im Vergleich zu anderen, wie z.B.
konservierte Anchovis, qualitativ weit besser sind.
Viel Auswahl
an Sardinengerichten gibt es in den hiesigen Tavernen jedoch nicht,
obwohl ich bemerken muss, dass man mich für ein paar gegrillte Sardinen
in der Nacht wecken könnte, und obwohl ich Sardelles pastes, begleitet
von Ouzo liebe, muss ich zugeben, dass diese, so gesund und lecker sie
sind, auf die Dauer doch langweilig werden können. Das Internet bietet
Abwechslung: Man kann sie grillen in Weinblättern oder servieren mit
frittierten Weinblättern, einen Kichererbsen-Avocadosalat mit Sardinchen
bereiten. Da gibt’s Rezepte für ein Sardinenmousse, Sardinen-Pie mit
Senfsauce, Sardinen mit Aprikosenfüllung, Sardinen mit Pesto,
Sardinencurry, etc.
Tja, ich
sollte das alles mit der Zeit mal ausprobieren. Aber so lange die
derzeitige feuchte Hitzewelle des Sommers noch anhält, werde ich mich
auf mein eigenes nachfolgendes Rezept beschränken, weil es so einfach
ist:
SARDINENCREME AUF GURKENSCHEIBEN
1 EL
Griechischen Yoghurt mit
2 EL
Mayonnaise vermengen
1 TL Senf
dazu
10 Sardinen
(gekocht, gegrillt oder aus der Dose) zerkleinern
alles
zusammen mit dem Stabmixer pürieren
mit Salz,
Pfeffer und Zitronensaft würzen
Kapern und
gewürfelte Gurke zufügen
nnd dann
alles auf Schlangengurkenscheiben servieren
LECKER!!!
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