Molyvos (Mithimna)

Lesvos

Home

Home
Lesvos-News 2015

18.November 2015
24.Oktober 2015
22.September 2015
29.August 2015
22.August 2015
13.August 2015
30.Juli 2015
16.Juli 2015
10.Juli 2015
17.Juni 2015
8.Juni 2015
26.Mai 2015
18.Mai 2015
2.Mai 2015
5.April 2015
10.März 2015
25.Februar 2015
13.Februar 2015
2.Februar 2015
23.Januar 2015
7.Januar 2015

BOULEVARD-NEWS LESVOS

 

Der Eftalou-Fluss

 

2.Februar 2015 - Das Barometer steht auf Sturm

Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski 

 

Ein neuer Wind weht durch Griechenland, der dem größten Teil der Bevölkerung Hoffnung spendet. Der Staub, den er aufwirbelt und der sich auch auf  die anderen europäischen Länder setzt, ist wie der afrikanische Sahara-Sand der uns eine Woche später  mit einem schweren Südsturm erreichte und viele Landesteile verwüstete. Athen wurde überdeckt von einer staubigen roten Dunstwolke und auch die Sonne über Lesvos blieb hinter einer nebelartigen Wand aus feinem Wüstensand und Staub verborgen, die von Stürmen begleitet wurde.

 

Über die neue griechische Regierung und deren Chef „Sexy Alexi“, wie der neue Ministerpräsident in seinem Land genannt wird, gibt es in den Medien eine Fülle von Informationen, und ich mag gar nichts mehr darüber schreiben, nur soviel: Die Griechen haben wieder neuen Lebensmut und das trotz des derzeitigen schlechten Wetters, dass sich grau verhangen und reichlich nass präsentiert. Der Sommer scheint so weit weg, wie die Fähigkeit Europas, eine Lösung für die wirtschaftliche Lage Griechenlands zu finden.

 

Zur Wetterlage auf Lesvos: Bereits im Dezember mussten wir Eiseskälte und Schnee ertragen, einen Monat später zog Wärme über die Insel, jedoch gewürzt mit reichlich viel Regen, und in den letzten Tagen wurden wir mit einem heftigen Saharasturm konfrontiert, der so manchen Baum zu Fall brachte, massive Schäden an den Häusern anrichtete und als wäre das noch nicht genug, drehte der verheerende Starkwind später in westliche Richtung, was zu noch mehr Zerstörung führte.

 

Nun, es ist nicht wirklich oft, dass solch schwere Stürme über Lesvos ziehen. Wenn Sie wissen möchten, wie Ihre Urlaubsinsel jetzt im Winter aussieht, dann schauen Sie mal:

Das tobende Meer vor Skala Kalloni und auch Skala Eresou ist nicht sicher vor mannshohen Wellen. In Mytilini blieben am Montag die Schulen wegen des schweren Sturmes, des in jede Ritze kriechenden roten Wüstensandes und der über die Kaie brechenden Wassermassen  geschlossen. In Plomari fiel ein Baum um, traf eine Versorgungsleitung, wodurch  ein Großteil des Städtchens 12 Stunden ohne Strom war. Bei uns im Norden der Insel kam und ging der Strom in einer Tour an und aus und an und aus…kein Wunder, dass elektrische Geräte hier  keine lange Lebensdauer haben.

 

Am „Eftalou-Boulevard“ war es nur ein einziger Baum, den nichts davon abhielt, trotz des Unwetters baden zu gehen, obwohl in den Hügeln, wie  auch auf der ganzen Insel, einige Farmen ziemliche Schäden hinnehmen mussten. In der letzten Nacht schleuderte das rauchende Meer wieder Teile des Strandes auf die Straße, die sich schon seit Tagen als Bach Richtung Meer kräuselte, und sich inzwischen zu einem reißenden Fluss entwickelt hat, den ich selbst mit Gummistiefeln nicht mehr durchwaten mag.

 

Derweil der Sandsturm über das Land fegte, erschien im Internet eine Auflistung der 15 magischsten Straßen der Welt, die durch ihre Bepflanzung faszinieren. Ins Leben gerufen hat diesen Wettbewerb „Bored Panda“, tja und was finden wir da auf dem ersten Listenplatz? Die Agora in Molyvos mit ihrem atemberaubend schönen Blauregen, der die Gasse immer wieder im Frühjahr in einen faszinierenden blasslila-farbenen  Blütentunnel verwandelt! Puh, was war das für eine Panik vor einigen Jahren, als man feststellte, dass diese großartige Kletterpflanze krank war. Ich bin schon etwas besorgt, da ich sie jetzt Staunässe und an ihr zerrenden Stürmen ausgesetzt weiß, aber ich bin mir auch sicher, dass die Anwohner dort alles an Hege und Pflege geben werden, damit die Schlingpflanze bald wieder ganz stolz ihren duftenden Blütenschmuck präsentieren kann.

 

Ganz anders sieht es mit dem, den schweren Stürmen schutzlos ausgelieferten „Boulevard“ in Eftalou aus. Obwohl er inzwischen stark beschädigt ist, wird er nicht repariert, was aber auch einen Vorteil hat: Geschwindigkeitsfanatiker müssen sich hier zurückhalten, wenn sie nicht im Meer landen wollen. Andererseits zeigen die Schäden aber auch, wie tief sich das Land in der Krise befindet, und es stellt sich die Frage, inwieweit und wie bald die angestrebten Veränderungen der neuen Regierung den Weg daraus führen werden.

 

Fakt ist, dass der erste Monat des Jahres wie ein Sturm über Griechenland hereinbrach: Zunächst ein politischer Erdrutsch und dann ein echter Sturm, der das Land verwüstete und mit einer afrikanischen Sandschicht bedeckte. Die Schäden sind beträchtlich und mancherorts nicht mehr zu reparieren, wie z.B. die an der historischen steinernen Bogenbrücke von Plaka in Epirus, welche durch die starken Regenfälle zusammenbrach und deren Bruchstücke der Fluss davon trug. Aber dank des politischen Sturms haben die meisten Griechen Mut gefasst, werden einmal tief durchatmen und sich dann daran machen, Staub und Krise wegzuwischen. Der Saharastaub hat es nicht geschafft, die Freude über den politisch historischen Januar 2015 zu überdecken, und wenn in ein paar Monaten der Blauregen in der Agora von Molyvos blüht, wird es kein Jammern und Schimpfen mehr geben, sondern munteres Zukunfts- und Pläneschmieden für ein neues Griechenland!