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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Wasser-Eis (Foto: Internet)
1.August 2012 - Eiskalt
Aus dem Holländischen von Gabriele Podzierski
Die
Definition für eine Hitzewelle variiert von Land zu Land, und in
größeren Ländern unterscheidet sie sich sogar von Gebiet zu Gebiet. In
den Niederlanden redet man von einem solchen Wettervorkommen, wenn an 5
Tagen hintereinander die Temperatur 25 Grad übersteigt. Für eine
griechische Hitzewelle muss das Thermometer schon etwas mehr anzeigen,
und zwar 36,5 Grad an mindestens 3 hintereinander folgenden Tagen.
Derzeit weigert sich die Quecksilbersäule hier seit Wochen unter die
30-Grad-Marke zu fallen, im Gegenteil, an nicht wenigen Tagen schießt
sie sogar über den 40-Grad-Strich hinaus. Offiziell bezeichnet man dies
nicht immer als eine Hitzewelle, sondern vielmehr als eine
außergewöhnlich lange Hitzeperiode, in der eine Hitzewelle der anderen
folgt.
Fakt ist, dass wir seit Mitte Juni, also lange vor den
Hundstagen, die
normalerweise am 20. Juli eines Jahres beginnen, in einer endlosen
Mega-Hitzewelle festsitzen. Die Hundstage stehen für die heißeste Zeit
des Sommers und dauern bis zum 20.August, was uns sagt, dass wir noch
einige Wochen schwitzen müssen.
Glaubt man dem Nationalen Griechischen Wetterdienst, so sollen die
zukünftigen Sommer stetig wärmer werden und es mehr und mehr
Hitzewellen geben. Na, keine wirklich aufmunternden Aussichten in dieser
Zeit, und drum lassen Sie uns mal das Augenmerk auf Dinge richten, die
Abkühlung schenken, wie z.B. auf herrlich erfrischendes Eis.
Jahrhunderte zuvor war es noch nicht so heiß, aber die Sommer waren
dennoch recht warm, und wenn man bedenkt, dass erst im 20.Jahrhundert
der Kühlschrank erfunden wurde, stellt sich doch die Frage, wie man
seinerzeit Lebensmittel haltbar aufbewahrte und Getränke kühlte: Es gab
tiefe Keller, sog.
Eishaus,
die mit großen Mengen von Eis gefüllt waren oder Eishäuschen, oberhalb
der Keller, die so gebaut waren, das selbst im Sommer das Eis nicht
schmolz. Ich gehe aber mal stark davon aus, dass die gewöhnlichen Bürger
solche Einrichtungen nicht hatten, sondern dies allein den Reichen
vorbehalten war. Im Iran wurden Aufzeichnungen aus dem Jahre 1700 v.Chr.
gefunden, die solche Bauwerke beschreiben, und von Alexander dem Großen
wird berichtet, dass er auch zu diesem Zweck um 300 v.Chr. tiefe Gruben
anlegen und mit Schnee füllen ließ.
Na,
so etwas hätt ich auch gern hier auf dem Land, was für ein Spaß: Stellen
Sie sich nur mal vor, so eine Schneeballschlacht mitten im Sommer –
cool!! Ich wäre auch schon mit Bänken auf meiner Terrasse zufrieden,
gebaut aus solch riesigen Eisblöcken, mit denen man im 19. Jahrhundert
großen Handel betrieb.
Frederic Tudor, den man auch den Eiskönig von Boston nannte,
verdiente ein Vermögen durch den Bau eines Eislagerhauses und den Export
von Natureis in die Karibik, nach Europa, Indien, China und Australien.
Henry David Thoreau, der sich 1845 für fast 3 Jahre in eine
Blockhütte in den Wäldern von Concord (Massachusetts), am See Walden
Pond, zurückzog, beschreibt in seinem Buch „Walden oder Hüttenleben im
Walde“ wie im Winter die „Eismänner“ von Tudor kamen, um aus „seinem“
gefrorenen See das Eis herauszuhacken, von dem dann später Menschen in
fernen Ländern, wie z.B. Indien, ihren Nutzen hatten.
Zu
Beginn des großartigen Films aus dem Jahre 1963
"Die Unbezwingbaren" (Original: "America, America") von Elia
Kazan, sieht man auch 2 Männer, wie sie aus dem Gletscher eines Berges
in Anatolien (Türkei) Eis schlagen, die Blöcke auf einem Pferdewagen
runter ins Dorf transportieren und es dort verkaufen. Man gebrauchte es
zur Kühlung und Konservierung von Nahrungsmitteln oder auch als
kühlenden Genuss an heißen Tagen.
Als
dann der Kühlschrank auf den Markt kam, konnte der so rentable Eishandel
einpacken. Aber seitdem hat die Eisindustrie alles andere getan, als
Däumchen gedreht. War es mit Einführung des Kühlschranks zunächst nur
das Wasser-Eis, das die Herzen der Kinder zum Schmelzen brachte, ist das
Sortiment heutzutage so mannigfaltig, dass die Kleinen und Großen gar
nicht mehr entscheiden können, welches Eis denn nun das leckerste ist.
Früher war die Wahl einfach: Rot oder gelb gefärbt, und jetzt? Aus
jeglichen Zutaten wird Eis hergestellt, und es ist kein Witz, es gibt
selbst Geschmacksrichtungen wie Knoblauch, Hamburger und Lachs, ja,
wonach immer Ihnen der Sinn steht. In Venezuela gibt’s eine Eisdiele
("Heladaria Coromoto"), die mit ihren 860 Sorten den Eintrag ins
Guinessbuch der Rekorde geschafft hat.
Ich
bin nicht so eine Eiskönigin und mache höchstens Sahne- oder Joghurteis
von den Früchten, die wir hier von den Bäumen holen. Ehrlich gesagt,
habe ich auch keine Lust darauf, zu warten, bis sich Tsatsiki oder Fava
in eine erfrischende Eisspeise verwandelt. Obwohl, ich habe schon einmal
ein
Feigen-Eis zubereitet, dass einfach nur köstlich ist, und ich
war sehr angenehm überrascht, als ich mich an einem Tomaten-Eis
versuchte. Das Rezept „Tomatensorbet mit Petersiliensauce“ hat darum
auch den Weg in mein gerade erschienenes Kochbuch
"Fast griechisch"
gefunden, ein außergewöhnlicher und herrlicher Zwischengang für ein
großes Dinner.
Eines sage ich Ihnen, sollte diese Hitze noch länger anhalten, kann es
schon passieren, dass ich so verrückt werde und mich daran mache,
Souvlaki-Eis, Auberginen-Salat-Eis oder Sardinen-Eis zu produzieren.
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