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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Die Heiligen
vom Tsichrada-Strand
15.Dezember 2008 - Namenstag
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Wie
in fast allen Ländern, feiert man auch in Griechenland am 6. Dezember
den Tag von Sankt Nikolaus. Allerdings ist dieses Datum ab sofort
zugleich ein historischer Tiefpunkt im modernen Griechenland, da an
diesem Tag ein 15-jähriger Junge bei einer Demonstration gegen die
Regierung von der Kugel eines Polizeibeamten tödlich getroffen wurde.
Inzwischen ist erwiesen, dass nicht direkt auf den Jugendlichen gezielt
wurde, die Kugel also ein Querschläger war. Die Unruhen halten jedoch
immer noch an, und die von den Randalierern angerichteten Schäden sind
enorm. Nun, zu feiern gab es also in der letzten Woche in den großen
Städten Griechenlands somit eigentlich nichts.
Der
Nikolaustag ist hier kein Festtag für die Kinder, (s. Lesvos-News vom
18.12.2006) sondern für all die Männer, die Nikos heißen, und davon gibt
es nicht wenige. Der heilige Nikolaus ist in Griechenland auch der
Schutzpatron der Seeleute, und entlang der Küste wurden viele Kirchlein
ihm zu Ehren errichtet. Stehen einige dieser Kapellchen auch an den
unmöglichsten Stellen, weitab von jeglicher Zivilisation, und sind daher
den größten Teil des Jahres ziemlich verlassen und einsam, so können
sich doch auch diese am Nikolaustag über Besucherströme freuen.
Blättert man den griechischen Heiligenkalender durch und liest all ihre
Gedenktage, so stößt man auf die schönsten Namen, von denen jedoch nur
ein Teil gebräuchlich ist. Griechenland hat eh so seine eigene Art bei
der Namensgebung: Also, der erstgeborene Sohn wird nach dem Großvater
väterlicherseits benannt, und die älteste Tochter bekommt den Namen der
Großmutter des Vaters. Somit kreisen immer wieder dieselben Namen in der
Familie, zumal ja auch viele Nichten und Cousins sie tragen. Nur wenige
Paare wagen es, mit dieser Tradition zu brechen.
Für
Nicht-Griechen ist es schon recht lustig, dass so viele Personen den
gleichen Namen tragen. Hier auf Lesvos hört man recht häufig: Dimitris,
Yorgos, Nikos, Jannis, Stratos, Panagiotis, Maria, Ismini, Elpiniki,
Eleni und Dimitra. Gehen Sie einmal in eine vollbesetzte Taverne und
rufen nach Jannis... Ich garantiere Ihnen, dass mindestens 10 Männer
darauf reagieren! Für mich ist es immer noch ein Rätsel, wie die
Griechen es immer wieder schaffen, bei dieser Namensgleichheit
Verwechslungen zu vermeiden, obwohl, es gibt da ja noch den
Familiennamen und ab und zu auch einen Spitznamen. Den Namen des
Partners zur Hilfe zu nehmen, ist von keinem großen Nutzen, denn ich
allein kenne schon drei Paare, die Yorgos und Maria heißen.
Manche Namen sind allein in ihrer Kurzform bekannt: Tula kommt von
Efstratoela, Babis ist die Abkürzung von Charalambos, Akis ergibt sich
aus Argirios und Zina ist abgeleitet von Zinovios. Anastasios ist kurz
genannt Tassos und kommt von dem griechischen Wort Anastasi = der
Auferstandene (der Namenstag ist immer zu Ostern).
Es
gibt auch Namen, die in einer Region besonders häufig vorkommen. So ist
der Name Pavlos nirgendwo so geläufig wie im Südwesten von Kreta, wo der
Apostel Paulus vor über 2000 Jahren als Schiffbrüchiger an Land kam.
Manchmal, wie z.B. bei dem Namen Dionysos, denkt man, derjenige sei nach
dem griechischen Gott des Weines und der Feste benannt, aber es ist
vielmehr so, dass sein Namenspatron der Heilige ist, der nach Dionysos,
dem Sohn des Zeus, benannt wurde.
Tja, und ganz seltsam wird es bei der Tradition bzgl. der Neugeborenen,
die besagt, dass sie erst anlässlich ihrer Taufe einen Namen erhalten
sollen. Da es aber üblich ist, sie erst nach ihrem 1. Geburtstag zu
taufen, heißen sie eben in ihrem ersten Lebensjahr „Baby“.
Trägt eine Person keinen Namen eines Heiligen, so muss er dennoch nicht
auf eine Feier verzichten, er begeht seinen Namenstag an Allerheiligen,
8 Wochen nach Ostern. Da das griechisch-orthodoxe Ostern jedoch immer
auf einen anderen Tag fällt, ist das Datum nicht festgelegt.
Dem
Geburtstag misst man in Griechenland nicht so viel Bedeutung bei, und
darum feiert man den Namenstag umso mehr. Behält man den
Heiligenkalender im Auge, so ist man stets darüber informiert, wo eine
Party steigt. Ich denke, die meisten finden im Lande an „Mariä
Himmelfahrt“, am 15. August, statt, wenn alle Marias und Panagiotis
feiern.
Seit Ausbruch der Unruhen gab es die Namenstage von Ambrosius, Anna,
Spiros, Stratos (Efstratios) und Lukas. Gestern war es arg anstrengend,
denn es war der Tag von: David, Adam, Debora, Danai, Abraham, Aaron,
Arrianos, Eva, Esther, Liki, Isaak, Job, Noah, Rachel, Rebecca, Roimini
und Sara. Heute, am 15. Dezember, kann man nur wenigen gratulieren, und
zwar Lefteris, Anthi, Sylvia und Suzanna. CHRONIA POLA!
Hier die wichtigsten Namenstage:
1.
Januar – Vassilis
6.
Januar – Fotis
7.
Januar – Jannis
17.
Januar – Adonis
10.
Februar – Caralambos
17.
Februar – Theodoros
25.
März – Vangelis
23.
April – Jorgos (ist Ostern später, dann Ostermontag)
5. Mai – Irini
9. Mai – Christos
21.
Mai – Kostas und Eleni
29. Juni – Petros, Pavlos, Apostolis
8.
Juli – Theofilos
20.
Juli – Elias
15.
August – Maria, Panagiotis
30.
August – Alexandros
14.
September –Stavros
26.
Oktober – Dimitris
8.
November – Michalis, Angeliki,
26.
November – Stelios
30.
November – Andreas
5.
Dezember – Savvas
6.
Dezember – Nikos
9.
Dezember – Anna
12.
Dezember – Spiros
25.
Dezember – Manolis
27.
Dezember - Stefanos
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