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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
20.Juli 2008 -
Zero Nero
Aus
dem Holländischen/Englischen von Gabriele Podzierski
Eine gute
Wasserhaushaltung ist nicht gerade eine Stärke der Griechen. Zum einen sind
nicht alle Flüsse des Landes klar und rein, und zum anderen sind hat
Griechenland keine Erfahrungen mit dem Umgang von natürlichen Ressourcen, wie
z.B. dem Anlegen von Stauseen.
Der
verschmutzte Fluss Asopos, in der griechischen Landschaft Attika, stand im
letzten Winter mehr als einmal in den Schlagzeilen. Verhängnisvollerweise haben
die Bewohner der kleinen Stadt Oinofyta, die ihren Bedarf mit dem Wasser des
Flusses decken, erst sehr spät erkannt, dass die ungewöhnlich hohe Zahl der
Krebserkrankungen mit der Verunreinigung des Asopos im Zusammenhang steht. Vor
10 Jahren trug der Fluss wahrhaftig l i l a verfärbtes Wasser! (Auch ich
konnte mit eigenen Augen einmal in Melinda – nah bei Plomari – einen Fluss
sehen, der in dieser Farbe ins Meer floss). Letzte Woche wurde der Gemeinde
Oinofyta ein Bußgeld von der „EKPOIZO“ („Vereinigung für die Trinkwasserqualität
Griechenlands“) auferlegt, da sie nicht in der Lage ist, das Dörfchen Dilesi
(6.000 Einwohner) mit reinem Trinkwasser zu versorgen, was nichts anderes
bedeutet, als dass der Asopos immer noch verseucht ist.
Ich habe
keine Ahnung, wie, und ob überhaupt, die Flüsse hier auf Lesvos kontrolliert
werden, was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der Fluss bei Vatoussa
dermaßen stinkt, dass man sich beim Spaziergang an seinen zauberhaften Ufern,
die Nase zuhalten muss.
Zwei
Stauseen gibt es auf Lesvos, von denen keiner in Betrieb ist. Der von Molyvos
(etwas außerhalb des Dorfes, rechts an der Straße Richtung Vafios) wurde einige
Jahre genutzt, aber dann leckte er, lief komplett aus, und seitdem hat niemand
es geschafft (oder gewollt), ihn zu reparieren und das Becken wieder zu füllen.
Tja, schlimmer sogar, im Frühjahr wurden alle Bewohner wegen angeblich
anstehender Reparaturmaßnahmen von der Gemeinde aufgefordert, die Leitungen auf
ihrem Land, die mit dem Stausee verbunden sind, aufzudrehen, damit das dort sich
zwischenzeitlich angesammelte Regenwasser wieder abläuft. Ungenutzt floss das
kostbare Nass über Straße und Wege, versickerte, und das vor der bevorstehenden
Sommer-Trockenheit. Verstanden hat diese Maßnahme niemand.
Kurz bevor
man die Quelle des Sedountas erreicht, liegt die noch nicht ganz fertig
gestellte Wasserreservoir-Anlage von Plomari. Die Bewohner dort denken, sie
könnten weitermachen so wie bisher, ist ja schließlich immer alles gut gegangen,
und weigern sich nun, so kurz vor Abschluss der Arbeiten, weiteres Geld zu
investieren. Der Hohn dabei ist, dass im letzten Sommer Plomari die erste
Gemeinde war, in der ein Wasserstopp ausgerufen wurde, d.h. Gärten,
Balkonpflanzen durften nicht mehr gewässert und Autos nicht mehr gewaschen
werden.
Ich denke,
die Bürger von Molyvos und Plomari sollten mal ihr Augenmerk auf die Tragödie
von Zypern richten. Auf dieser Insel blieb, trotz inständiger Gebete, der Regen
im vergangenen Winter aus und sie steht nun vor einer schweren Dürrekatastrophe.
Ein Plan für Hilfsmaßnahmen zur Rettung Zyperns wurde in diesem Frühjahr
geschmiedet: 8 Millionen Kubikmeter Wasser sollen per Schiff dorthin verfrachtet
werden.
(Kosten 43
Mio Euro!)
Vor 2
Wochen erreichte nun der erste Tanker mit 40.000 Kubikmeter die Insel. Und dann?
Es stellte sich heraus, dass die Zufuhrleitung zum Reservoir einige Meter zu
kurz war. Ups!! Dumm gelaufen. Und jetzt? Nun, der Tanker liegt immer noch dort
mit samt dem kostbaren Nass vor Anker, und mittlerweile stinkt das Wasser zum
Himmel.
Die
Behörden vertreten die Ansicht, dass man es doch filtern könne, aber kein
Zypriot, und sitzt er noch so auf dem Trockenen, will dieses Wasser noch haben.
Der
türkischen Teil, im Norden der Insel, kämpft mit demselben Problem. Diese
Regierung hat nun beschlossen, eine Pipeline vom türkischen Festland bis nach
Nordzypern zu verlegen und hat auch ihrem Nachbarn angeboten, mit diesem Wasser
auszuhelfen, die Griechen haben noch nicht darauf reagiert.
Zu einem
sehr kuriosen Fall, im Zusammenhang mit der Wasserverunreinigung, kam es in der
letzten Woche in Anavissos (Ost-Attika): Tote Vögel hat man an der Küste
gefunden, und die Untersuchungen ergaben, dass sie an einer Arsenvergiftung
gestorben sind !?. Schon kleine Mengen Arsen können für Seevögel tödlich sein,
während sie bei Menschen Krebs auslösen können. Tja, und nun stellt sich die
Frage, wie dieser Giftstoff ins Wasser gelangen konnte. Ursache kann eine
illegale Abfallentsorgung oder eine undichte Müllkippe sein, beides nicht
ungewöhnlich für Griechenland. Andererseits kann es aber auch sein, dass nicht
Menschen Schuld an dieser Tragödie sind, sondern dass sich durch natürliche
Felsabsplitterung das Arsen freigesetzt hat, denn die Gegend um Anavissos ist
bekannt für ihre Silberminen, was nebenbei auch ein Chlor-, Blei-, Schwefel und
auch Arsenvorkommen mitsich bringen kann.
Es ist gut,
sich einmal Gedanken darüber zu machen. Meiner Meinung nach, ist das Schwimmen
im Meer sehr gesund. Lesvos ist reich an heißen Quellen, die nachweislich voll
von Chlor, Kalzium, Magnesium, Bor, Lithium und ein wenig radioaktiven Stoffen
sind (aber diese nur in kleinen Mengen, also nicht gesundheitsschädlich). Man
sagt, dass ein Bad in diesen Quellen gegen Arthritis, Rheuma, Hautkrankheiten,
Bronchitis und gynäkologischen Infektionen hilft. Ich vermute, dass etwas von
diesen Mineralstoffen auch in die See fließt und somit das Meer rund um Lesvos
sehr gesund ist. Silber ist hier auf der Insel nicht zu finden und somit muss
man auch kein Arsenaufkommen befürchten. (Übrigens wurde das Schwimmverbot im
Meer bei Anavissos wieder aufgehoben)
Auf Lesvos
gibt es viele wunderschöne Kieselstrände. Einige Kiesel sind von einer hellen
leuchtenden Farbe, was vermuten lässt, dass Mineralien in ihnen sitzen. Sich auf
diesen Steinen auszustrecken, kommt also auch der Gesundheit zugute. So langsam
kann ich verstehen, warum einige Leute behaupten, Lesvos habe magische Kräfte...
Griechen
sind der Überzeugung, dass das Schwimmen im Pool, aufgrund all der enthaltenen
Chemikalien und der vielen Benutzer, nicht gut sein kann. Trotzdem hält sich ein
Großteil der Touristen Tag für Tag am hoteleigenen Schwimmbad auf, da sie
Kiesstrände nicht mögen und das Meer für zu kalt und auch noch gefährlich
halten. Sie wissen nicht, was sie verpassen. Das Meerwasser ist doch so gut für
die Haut, und wenn es windstill ist, es also daliegt wie ein Spiegel, ist es
doch ein überdimensionaler Pool, in dem man nach Herzenslust ungestört toben und
schwimmen kann. Kommt dann Wind auf, hat man noch den Luxus eines kostenfreien
Wellenbades. An Meerwasser gibt es keinen Mangel auf den griechischen Inseln...
Copyright ©Julie Smit 2008 |