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BOULEVARD
NEWS AUS LESVOS
Griechische Weihnachtszeichnung Quelle: Internet „xgreece“
18.Dezember 2006 -
Sankt Nikolaus
Aus
dem Englischen von Gabriele Podzierski
Nein, nein, der Nikolaus war nicht auf Lesvos. Aber, es gab wirklich mal einen in Griechenland, was man von Santa Claus nicht sagen kann. Sankt Nikolaus kommt sogar ursprünglich aus Griechenland, unklar ist, warum er dann nach Spanien ausgewandert ist. Mag sein, dass ihn dieser dauernde Zwist zwischen den Türken und Griechen arg gestört hat. Sicher ist jedoch, dass der heilige Nikolaus nicht an einem 6. Dezember geboren ist. An
diesem Tag ist er so um das Jahr 350 n. Chr. gestorben. Geboren ist er in Patara, einst ein griechisches Dorf in Lycia, das heute zum Süden der Türkei gehört. Obwohl er sehr früh seine Eltern verlor, schaffte er es bis zum Titel eines Bischofs: Dem Bischof von Myra. Er war so ein guter Mann, dass seine Taten und Werke über die Grenzen hinaus bekannt wurden, und bereits ein Jahrhundert nach seinem Tod wurde er heilig gesprochen. Danach stieg seine Berühmtheit immer mehr an, und die Geschichten über seine Kraft und Güte verbreiteten sich über die ganze Welt.
Der heilige Nikolaus hatte ein Herz aus Gold für Kinder, und es gibt unzählige Geschichten darüber, wie er sie vor dem Hungertod bewahrte. Im Westen Europas ist er der Schutzpatron der Kinder. Holland ist das Land, das ihn am meisten verehrt und wo man in der Nacht vom 5. Dezember anlässlich seines „Geburtstages“ alljährlich Geschenke verteilt. Besonders die Kinder, die glauben, dass Sankt Nikolaus aus Spanien kommt, werden am Nikolausabend mit Spielzeug und Süßigkeiten überschüttet.
In Griechenland jedoch ist der heilige Nikolaus der Schutzpatron der Seeleute. Während seiner Zeit als Bischof musste er auf einer Reise lebensgefährliche Stürme auf See überstehen, was, nach Auffassung der Seemänner, ein Wunder war, das nur aufgrund seines Glaubens und seiner Gebete möglich wurde. An seinem Namenstag, dem 6.12., erreichte der heilige Nikolaus das Festland, völlig durchnässt und mit zerfetzter Kleidung, da er auch andere Schiffe aus der
Seenot gerettet hatte. In den Häfen Griechenlands sind viele Kirchen dem Schutzheiligen geweiht. Während der Weihnachtszeit schmückt man auf einigen griechischen Inseln statt des Christbaumes ein kleines Boot zu seinen Ehren. Aber wer ist eigentlich der Weihnachtsmann? Der Weihnachtsmann hat mehr mit Sankt Nikolaus gemeinsam, als man denkt. Beide haben z.B. diesen langen weißen Bart, der eine kommt auf einem Schimmel, und der andere ist mit dem Rentierschlitten unterwegs. Aber Santa Claus, der populärere Name
für den Weihnachtsmann, und Sankt Nikolaus, sind ein und dieselbe Person! Es waren die Holländer, die ihn ins Leben gerufen haben. Die ersten offiziellen Bürger von New York, das einst New Amsterdam hieß, waren holländische Siedler, die ihre Traditionen zu Ehren von Sankt Nikolaus im Gepäck hatten. Aus dem holländischen Namen „Sinterclaas“ wurde sehr bald „Santa Claus“. Womöglich fehlte es in Amerika an einer weihnachtlichen Attraktion für die Kinder, so dass Santa Claus sie um diese Zeit nun verwöhnt. Die
griechischen Kinder haben keinen Nikolaus oder Weihnachtsmann, der ihnen Geschenke bringt. Sie müssen bis zum 1. Januar warten, bis sie Päckchen aufmachen können, und die kommen von „Agios Vasilis“. Dieser Heilige hat einige Gemeinsamkeiten mit dem Nikolaus, sie lebten beide in Griechenland, sie waren bekannt wegen ihrer guten Taten, und sie bringen beide Geschenke, aber: Sie sind zwei verschiedene Personen. Agios Vasilis ist benannt nach dem Erzbischof Ceasara aus Kappadokien, der als einer der Begründer der griechisch orthodoxen Kirche gesehen wird.
Im Dezember sitzen in Holland und Amerika die Kinder, wie in vielen anderen Ländern auch, rund um den Kamin, um dort auf den Nikolaus oder den Weihnachtsmann und ihre Geschenke zu warten. Griechische Kinder jedoch sollten sich zu der Weihnachtszeit von diesem Platz besser fernhalten, denn am Weihnachtsabend purzeln keine Geschenke aus dem Schornstein, sondern „Kallikantzaris“. Dies ist eine Sorte der garstigen Kobolde, die der Sage nach in der Weihnachtszeit erscheinen, die in Griechenland 12 Tage, und zwar vom Weihnachtsabend bis zum 6. Januar
dauert. Sie treiben ihren Schabernack mit den Menschen, indem sie das wärmende Feuer löschen, ihnen auf den Schultern tanzen oder ins leckere Festessen pinkeln, wenn es nicht richtig abgedeckt ist. Die Überlieferung sagt, dass sie in der Mitte der Erde wohnen, wo sie unentwegt damit beschäftigt sind, an dem Baum des Lebens zu sägen, der die Weltkugel zusammenhält. Gerade dann, wenn sie ihr teuflisches Werk fast verbracht haben, ist der Tag der Geburt Jesus Christus, und der Baum wächst und gedeiht erneut. Tja,
und dann kommen die Gnome aus dem Untergrund, um den Menschen mit ihren Bösartigkeiten zuzusetzen. An einem 25. Dezember geboren zu sein, bedeutet, Gefahr zu laufen, dass man sich in ein solch kleines Monster verwandelt. Das, was eine Mutter zum Schutz ihres Kindes in dem Fall tun kann, ist, es mit Knoblauchknollen oder Stroh abzudecken (kann schon sein, dass das Jesuskind deshalb in einer Krippe mit Stroh lag). Die nächste Möglichkeit ist, dem Baby die Nägel zu entfernen, denn ohne diese, kann man kein
Kallikantzari werden. Um die spukenden Unholde vom Haus fernzuhalten, wird empfohlen den Unterkiefer eines Schweins an die Haustür oder in den Kamin zu hängen oder die Kobolde mit dem Gestank eines alten Schuhs zu vertreiben, den man ins Feuer geworfen hat. Man kann sich auch schützen, indem man das Feuer während der gesamten 12 Tage nicht ausgehen lässt, so dass den Kallikatzaris der Weg durch den Schornstein unmöglich ist. Und das ist genau das, was wir tun werden. Bis jetzt ist es zwar noch herrlich warm hier,
18 Grad zeigt das Thermometer heute an, aber die Wettervorhersage kündigt an: Es wird kalt! Deshalb: Kallikatzaris oder nicht, unser Kaminfeuer wird brennen, bis in das neue Jahr. Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Weihnachtsfest! Copyright ©Julie Smit 2006
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